Die drei Siebe des Sokrates oder: Überlege, bevor du sprichst

Die meisten Menschen reden gerne. Das zeigt sich in diesen Monaten oftmals auf tragische Art und Weise. Besonders schlechte Schlagzeilen tuen es uns an. Viele Menschen verzehren sich förmlich für bad News: „Häsch au scho ghört...?“. Das geht mir oft nicht anders. Ich lasse mich aufhalten von Nachrichten, die mich ausbremsen. Unser digitales Zeitalter trägt alles, was in der Welt geschieht, innert Sekunden in unsere Büros, wohn- und Schlafzimmer. In diesen kriegerischen Zeiten hat dies einen Einfluss auf unser Wohlbefinden. Haben Sie sich auch schon gefragt, ob es denn Sinn macht, alles wissen zu müssen? Es verändert nichts, sofern ich keinen direkten Einfluss habe. Dazu möchte ich Sie einladen, die Geschichte der „Drei Siebe“ des griechischen Weisheitslehrers und Philosophen Sokrates zu Gemüte zu führen:

Ganz aufgeregt kam ein Mann zu einem Weisen gerannt: „Ich muss dir etwas erzählen. Dein Freund …“
Der Weise unterbrach ihn: „Halt!“ Der Mann war überrascht.
„Hast du das, was du mir erzählen willst, durch die drei Siebe gesiebt?“, fragte der Weise.
„Drei Siebe?“, wiederholte der Mann verwundert.
„Richtig, drei Siebe! Lass uns prüfen, ob das, was du mir erzählen willst, durch die drei Siebe passt. Das erste Sieb ist die Wahrheit. Ist das wahr, was du mir erzählen willst?“
„Ich habe es selber erzählt bekommen und …“
„Na gut. Aber sicher hast du es mit dem zweiten Sieb geprüft. Das zweite Sieb ist das der Güte.
Wenn es nicht sicher wahr ist, was du mir erzählen möchtest, ist es wenigstens gut?“
Zögernd antwortete der Mann: „Nein, im Gegenteil …“
„Dann”, unterbrach ihn der Weise, „lass uns auch noch das dritte Sieb anwenden.
Ist es wichtig und notwendig, es mir zu erzählen, was dich so aufregt?“
„Wichtig ist es nicht und notwendig auch nicht unbedingt.“
„Also mein Freund“, lächelte der Weise, „wenn das, was du mir erzählen willst, weder wahr noch gut noch notwendig ist, so lass es lieber sein und belaste dich und mich nicht damit.“