Frieden ab 2 Franken

Auf einem vorweihnachtlichen Spaziergang durch das beleuchtete Luzern ist mir ein ungewohntes Werbeplakat einer dänischen Ladenkette für Billig-­Gadgets ins Auge gestochen: «Frieden ab 2 CHF». Dieselbe Werbung bedient sich auch der Begriffe «Liebe», «Licht» und «Glück». Alles, was man sich im Verborgenen wünscht, für läppische 2 Franken. Das Ziel der kreativen Werbeagentur ist erreicht: Man bleibt stehen und kommt ins Grübeln: Friede, Liebe, Licht und Glück für 2 Stützli? Jeder weiss, dass hier höchstens mehr oder weniger unnötige Gegenstände angeboten werden, die der Mensch mit den beworbenen Begriffen verbindet, aber sicher nicht das tiefe Gefühl, das sie auslösen. Das Unternehmen bedient sich gekonnt Themen, die unsere sinnlich-religiösen Wurzeln ansprechen. Wie auch immer; das Ziel ist erreicht, wenn man – so wie ich – über die Werbung spricht oder gar schreibt.
Wir treten in ein neues, für uns alle unbestimmtes Jahr ein. Jede und jeder fragt sich, wie lange noch die angespannte Lage andauert. Wir haben gelernt, dass Frieden, Licht, Glück und Liebe eben nicht billig zu haben sind. Ganz im Gegenteil, denn unsere Gesellschaft droht sich aufzureiben. Risse sind entstanden und Menschen beginnen, sich ideologisch aufzuladen.
Ich frage mich gemeinsam mit vielen anderen Kolleginnen und Kollegen, was unsere Aufgabe als Seelsorgerinnen und Seelsorger einer immer mehr an Bedeutung verlierenden Kirche sein kann? Es ist vermutlich nicht der Kampf um kirchliche Hoheiten und Einflussgebiete, sondern das glaubwürdige Vorleben jener Botschaft, die aktueller nicht sein könnte: der Botschaft Jesu, die eben nicht im Besitz und in Sicherheiten das Mass der Dinge sieht, sondern im Loslassen und Vertrauenkönnen. Ich möchte Mut machen, nicht nur in die Welt zu schauen, sondern auch über den Horizont hinaus zu «schielen»: «Ich will dir Zukunft und Hoffnung geben. Hab‘ Mut und bleibe stark», sagt Jesus immer wieder, wo er auf Menschen stösst, die Angst haben. Sein Wort, mit dem Herzen gehört, gibt ein Gefühl von innerem Frieden. Und diesen Frieden gibt es sogar günstiger als für 2 Franken – nämlich kostenlos.