Glück - mehr als ein perfektes Leben

Glück – mehr als ein perfektes Leben
Liebe Leserin, lieber Leser
Unlängst bin ich beim Bahnhof Teufen an einer ungewohnten Strassenwerbung stehen geblieben. Statt für Kaugummi und Desinfektionsmittel wirbt die Geschäftsleitung des Teufner Mercato-Shops mit dem Glück. Ich habe noch nie eine bessere Definition von Glück gelesen, als jene Alltagsweisheit der unbekannten Verfasserin – und am Eingang eines Shops, der sein Geld sicher nicht mit Weisheiten verdient. Deshalb: Hut ab vor jenen Menschen, die gerade in diesen Zeiten mit solchen Worten der Laufkundschaft und allen andern, die zufällig vorbeilaufen, einen sinnvollen Gedanken mitgeben und nicht einzig ans Geldverdienen denken. Glück ist tatsächlich mehr als ein perfektes Leben. Im Gegenteil: Menschen mit einem nach aussen perfekten Leben leiden an inneren Defiziten. Glück ist keine Sache, sondern eine Haltung. Wenn man dem Zitat Glauben schenken will, dann macht sich das Glück nicht abhängig von äusseren Umständen. Menschen ohne Geld und Sicherheiten können unter Umständen grösseres Glück empfinden als Villenbesitzer mit Alpsteinblick. Es geht um das Verstehen, dass trotz widrigen Umständen mein Leben lebenswert sein kann. Es sind die kleinen Dinge, die uns aufleben lassen: ein beigelegter Nachbarschaftsstreit, eine unverhoffte Überraschung eines nahestehenden Menschen, ein herzliches Lachen … Und für Christenmenschen ist Glück die Gewissheit, dass Gott mein Leben führt – auch durch Schluchten und dunkle Täler. Mit diesem Glückwunsch grüsse ich Sie herzlich zu Beginn der Fastenzeit.

Stefan Staub, Pfarreileiter