Kleine Wladimir Putins wohnen auch in uns

Was wir längst als überwunden geglaubt haben, nämlich dass auf europäischem Boden Kriege ausgetragen werden, ist zurückgekehrt. Das Narrativ der Politik hat sich geändert. Von Links bis Rechts steht die Erhöhung des Verteidigungsetats kaum zur Diskussion. Wie schnell persönliche Grundsätze und Prinzipien sich doch ändern können. Ich habe selbst an Vernunft und dem Wert des Friedens geglaubt – aus tiefster christlicher Überzeugung und das Kriegstreiben als Unding von Despoten und Stammesfürsten in unterentwickelten Ländern gesehen. Gewaltfreies Handeln durch Dialog, gewaltlose Kommunikation, Deeskalationsstrategien, Geschwisterlichkeit trotz Diversität als Errungenschaften einer aufgeklärten Verhaltenskultur wurde mit einem Wisch weggeputzt. Das Reptilienhirn hat den Lead übernommen. Wie gerne würde auch ich Kriegsgeneräle und Politiker des Aggressors Russland lieber auf dem Sterbebett als hinter den Schaltpulten der Macht sehen. Ist christliche Feindesliebe nicht mehr «state oft the art»? Braucht es einzig Waffen, um Frieden nachhaltig zu schützen? Nein. Mit Waffen löst man keine Probleme nachhaltig. Der Wunsch nach Sicherheit, Geborgenheit und Frieden ist in jedem halbwegs psychisch gesunden Menschen angelegt. Diese Grundbedürfnisse kann man nur durch kulturelle und auch religiöse Bildung stärken. Wir haben keinen Einfluss auf Putin. Wir wissen aber, dass viele kleine Putins auch in unserem Herzen leben. Wir alle stehen in der Versuchung Macht auszuüben, andere nach meiner Pfeife tanzen zu lassen, zu beeinflussen, dass es für mich stimmt. Wenn wir diesen kleinen Dämonen in uns bewusst sind und sie in die Grenzen weisen, haben wir schon viel getan für den Frieden um uns.