Bericht aus Kurdistan: Projekte der Pfarrei zeigen erste Erfolge

Hilfe für Kurdistan

Vom 20. Juni bis 1. Juli 2021 weilte unser operativer Projektleiter Ueli Schleuniger in Kurdistan, hier sein Bericht:

Zurzeit herrscht eine unglaubliche Hitze in Kurdistan, täglich steigen die Temperaturen auf 45° und höher. Die Regensaison ist ausgefallen mit verheerenden Folgen für die Landwirtschaft und Wasserversorgung.

Die besuchten Camps sind wie ausgestorben, allen Bewohner ziehen sich in ihre Zelte zurück, alles ist mit einer Staubschicht überzogen. Aufgrund der politischen Lage in Kurdistan resp. im Irak macht sich Hoffnungslosigkeit breit. In absehbarer Zeit ist eine Rückkehr der Binnenflüchtlinge in ihre angestammten Dörfer und Städte nicht möglich, da diese zerstört sind. Wer die Rückkehr wagt, kehrt nach wenigen Wochen in die Camps zurück. Diese Rückkehrer («returnees») werden nicht mehr als Binnenflüchtlinge anerkannt und fallen durch die Maschen des Versorgungsnetzes. Die Geflüchteten aus Drittländern, v. a. Syrien, werden nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren können, da sie als Feiglinge und Fahnenflüchtige vom Assad-Regime betrachtet werden, ihnen erwartet der sicher Tod.

Die ersten Camps wurden im Jahr 2014 errichtet. Die Wetterextremen haben dazu geführt, dass sich einer riesiger Erneuerungsbedarf in den Camps angestaut hat: Zelte sind zerrissen, die Stromversorgung muss dringend ersetzt werden, um Brände zu verhüten (wegen einem Kurzschluss im Jesidencamp Sharya sind innert Minuten 400 Zelte abgebrannt), tausende Feuerlöscher müssen dringend ersetzt werden, Wasserleitungen sind nicht mehr dicht.

Es gibt auch Erfreuliches zu berichten: Die von uns finanzierten 2 Ambulanzen leisten ca. 30 Notfallfahrten, und zwar Tag und Nacht, sie retten Leben. Man hat mich beinahe auf Knien gebeten, den Betrieb der Ambulanzen weiter zu ermöglichen. Die 3 Wassertransportlastwagen stehen pausenlos im Einsatz, um die Wasserversorgung in den Camps und Dörfer zu verbessern. Die 2 von uns gelieferten Generatoren zur Kühlung der Ambulatorien im Camp M1 und U3 brummen ununterbrochen vor sich hin. Die 4 Gewächshäuser in Basirma fahren in der Zwischenzeit 3 bis 4 Gemüseernten ein, die teilweise verkauft werden, eine willkommene Einkommensquelle für die Bauern. Die Bewohner der 50 von uns gebauten shelter haben sich eingelebt und freuen sich über ihr neues Heim. Die von uns eingerichtete Schreinerei in Baharkar beschäftigt 6 Mitarbeiter und erledigt Aufträge für private Firmen ausserhalb des Camps.

Wir haben uns vorgenommen, die folgenden Projekte realisieren:

Ambulanzen: Wir wollen den Betrieb der beiden Ambulanzen weiter finanzieren. Die beiden Ambulanzen kosten US-$ 2'000.- pro Monat.

Neubau christliches Altersheim «Hope Haus»: Zuerst war geplant, das «Hope House» zu renovieren. Vertiefte Abklärungen haben ergeben, dass ein Neubau nachhaltiger ist. Wir beteiligen uns an den Kosten mit CHF 50'000.-, an Spenden sind bereits CHF 35'000.- eingegangen, es fehlen noch CHF 15'000.-

Wiederaufbau eines jezidischen Dorfes: Das geplagte jesidische Volk wurde aus ihrem Stammland um die Stadt Sindjar im August 2014 vom IS vertrieben, versklavt, getötet und ihre Häuser zerstört. Sobald es die Sicherheitslage zulässt, wollen wir ein Dorf mit 20 Wohnhäuser wieder aufbauen. 1 Haus kostet $ 6'000.-. Sollte dies in absehbarer Zeit nicht möglich sein, würden wir in einem jesidischen Camp einfache Steinbauten als Ersatz für ein Zelt bereitstellen (US-$ 1'500.-/Stück).

Zu guter Letzt darf ich Euch herzliche Grüsse von unserem Partner BCF überbringen. BCF ist überaus dankbar, dass unsere Pfarrei seit über 5 Jahre Hoffnung den Geflüchteten bringt.

Eindrücke aus Kurdistan

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Gewächshaus

Gewächshaus

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Sharya brennt

Offene Zukunft

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