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Kurdistaneinsatz 2023: Ein bewegender Reisebericht

Bericht über den Kurdistaneinsatz

18. Feb. – 2. März 2023

Flüchtlingslager Irak - eine sehr bewegende und eindrückliche Reise

Aus unserer wohlbehaltenen und sicheren Schweiz kommen wir in Erbil, einer kurdischen Millionenstadt, an. Nach einer angenehmen Nacht sind wir am Morgen im Compound des BCF, Barzani Charity Foundation bzw. unserer Partner-Hilfsorganisation, eingetroffen und treffen uns im Büro mit Stav, der Head of Office. Stav hat die Aufgabe, den Überblick zu behalten und zu koordinieren. Sie hat die Übersicht über alle Flüchtlingslager, welche von BCF betrieben werden.

Wir, Rosa, Rawa und Helen, hören ihr mit offenen Ohren zu und sind gerade schon mal erschüttert von all dem, was sie uns über die IDP Camps erzählt: zu wenig Wasser, nur drei Stunden Strom pro Tag, was zur Folge hat, dass die Menschen frieren, Lehrer die nicht bezahlt werden und deswegen nicht regelmässig (wenn überhaupt) zur Arbeit gehen, Abfall, der nicht entsorgt wird, keinen Ort, wo die Frauen gebären können, ein still gelegtes Ambulatorium…

Die grossen Hilfsorganisationen haben die Camps nach ca. acht Jahren Hilfeleistung verlassen. Leider können wir mit unserem Einsatz nicht überall helfen, dafür fehlen die Ressourcen. Unser Auftrag ist es, die Spenden in die Bildung der Kinder und in die Schulen zu investieren.

So machen wir uns bereits am ersten Tag des Einsatzes auf den Weg zum Camp U2 und M1 zwischen Erbil und Mossul, um vor Ort zu sehen und besprechen, was zu tun ist.

Im Lager U2 leben 650 Familien, davon 400 ohne Vater. Das heisst, ca. 800 Kinder wachsen hier auf. Es gibt neun Schulklassen, eine Klasse besteht aus ca. 75 Kinder. Neun Lehrer beschulen diese Kinder, vier von ihnen erhalten keinen Lohn. Seit langer Zeit haben die Kinder kein Schulmaterial mehr bekommen, deshalb teilen sich 4-5 Kinder ein Lehrbuch.

Nach drei Tagen Gesprächen mit den Schulleitern und BCR beschliessen wir, für alle Kinder fehlende Bücher und Schulmaterialien zu besorgen. Das Schulmaterial wird als Set pro Kind erstellt und besteht aus Hefter, einem Etui mit Schreibzeug wie Bleistift, Farbstifte sowie Radierer und Spitzer.

Nachdem wir auch in den Camps U3 unterwegs waren und feststellten, dass auch da grosser Bedarf an Schulmaterial ist, bestellen wir schliesslich das Material für gesamthaft 4000 Kinder.

Ein Teil davon können wir direkt vor Ort einkaufen. Unser Chauffeur Burhan ist uns dabei eine grosse Hilfe, denn er kennt sich in Erbil sehr gut aus und kann uns unschlagbare Angebote sichern. Er wurde für uns ein kostbarer Freund, denn er begleitete uns überall hin und setzte sich für uns ein.

Zusammen mit Hanya, einer Mitarbeiterin von BCF, können wir fehlende Bücher für die Schulen in Bagdad bestellen, weil die Kinder nach dem irakischen Schulsystem lernen. Zuvor mussten uns alle Schulleiter per E-Mail über die fehlenden Bücher informieren, so das wir die Mengen kalkulieren konnten.

Die Lieferung des Schulmaterials wurde dann zum Compound des BCF gebracht, wo wir es in einer riesigen Halle abpacken konnten. Mit Unterstützung von Angestellten des BCF haben wir 4000 Taschen in ca. 3 Tagen bereitgemacht und wieder in den Lastwagen für die Verteilung geladen.

Ein Tag vor unserer Abreise war die Freude der Kinder gross, als wir diese Säcke mit Schulmaterial den Kindern überreicht haben. Jedes einzelne Kind erhielt eine Tüte und die Gesichter haben gestrahlt.

Wir haben unseren Hauptauftrag erfüllt und sind sehr zufrieden, dass wir das in dieser kurzen Zeit bewerkstelligen konnten.

Zwischen Schulmaterial bestellen und die ganzen Säcke verpacken, konnten wir weitere Hilfeleistungen tätigen. Wir waren neben den IDP Camps auch auf syrische Camps, wo wir einen Cleaning-Day mit den Kindern einer Schule veranstaltet haben. Ebenso konnten wir ca. 90 Bäume kaufen, um die Umgebung der Schule zu verschönern. Am Wochenende hatten wir etwas Freizeit. Da durften wir mit einem Chauffeur die Gegend um Erbil auskundschaften, Märkte besuchen und in die Berge fahren. Kurz vor unserer Abreise haben wir ein heruntergekommenes Altersheim besucht.

Viele Begegnungen und Gespräche haben uns berührt und manchmal auch sehr traurig gemacht. Wie menschenunwürdig ist doch ein jahrelanges Leben in solch einem trostlosen Flüchtlingslager, weit weg von einer Stadt, sozusagen in der Wüste, ohne Baum, ohne Spielplatz, ohne sinnvolle Freizeitaktivitäten, ohne Perspektive für Erwachsene und Kinder.

Wie dankbar sind wir, in einem Land wie der Schweiz zu Hause zu sein.

Wir bedanken uns herzlich bei allen die uns vor, während und auch nach der Reise unterstützt haben. Auch allen Spendern und Spenderinnen ein herzliches Dankeschön. Ohne diese Spenden könnte eine solche Mission nicht zustande kommen!

DANKE! Zor Supas!

Rosa, Helen, Rawa

Eindrücke aus den Flüchtlingscamps

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