Am Anfang war das Staunen….

Der Alltag ist zurück – zumindest in meinem Leben. Nach zwei Monaten Bildungsurlaub bin ich mit unzähligen Erfahrungen, Eindrücken u nd Begegnungen nach Hause zurückgekehrt. Es ist ein unbezahlbares Privileg, dass das die Kirche ihren Seelsorgern ermöglicht, ausserhalb der gewohnten Umgebung Erfahrungen zu sammeln, die wieder die eigene Arbeit in der gewohnten Umgebung bereichern. Der Unterschied zwischen dem ostdeutschen Dresden und dem tieftraditionellen Rom könnte nicht grösser sein. Eine von Sozialismus und dem damit verbundenen Atheismus geprägten Kirche, die Wege sucht, den spirituellen Hunger der Menschen zu stillen und der urkatholischen Kirche Roms haben mich letztlich auf meine eigene Person zurückgeworfen. Oft fragte ich mich in dieser schier widersprüchlichen Spannweite der Erfahrungen: was trägt dich in deinem bald 58jähirgen Leben? Wie begegnest du den Herausforderungen der heutigen Zeit? Wie gehst du um mit den Problemen der Gesellschaft, in der du lebst? Ist es die Rückbesinnung auf Tradition und Rückzug in die Kirche Kindheitstage, wie sie mir in Rom begegnet ist? Oder die Begegnung mit der oft schwierigen Realität von heute - in der Haltung, dass der Geist Gottes mich führt und trägt, wie ich es in Dresden erlebt habe?

Es war ausgerechnet der Kaplan der traditionsreichen Schweizergarde im Vatikan, der mir die in einem zufälligen Gespräch die Antwort gegeben hat: lerne zu staunen über das Leben! Der Anfang allen Glaubens war nie eine Lehre oder eine Pflicht oder gar ein Gesetz. Es ist immer das Staunen. Lehre und Pflicht gab es immer. Aber sie wurden durch Menschen gemacht und nie durch Gott. Es ist einzig das Staunen über das Leben, das kein Mensch machen kann, das mich glauben lässt, in dieser Welt getragen zu sein…. Ich wünsche Ihnen in diesen Sommertagen tausend Gelegenheiten, immer wieder staunen zu können. Denn unser Leben ist ein Wunder…(…bares Geschenk)