Leere tut gut

Wenn ich plötzlich eine Zeit überbrücken muss mit arten, bin ich geneigt, sofort nach meinem Smartphone. Zu greifen und irgendwelche News oder was auch immer zu konsumieren. Ich bin oft so sehr in der Dauerberieselung unserer Zeit gefangen, dass mir es schwerfällt, Leere auszuhalten. Ich bin in dieser Erfahrung nicht allein: viele haben Mühe mit dem Nichtstun und Leere. Warum das wohl so ist? Vielleicht ist es die unbewusste Angst, dass nicht nur Zeiten leer sein können, sondern sich in unserem Innern Leere breit gemacht hat? Wir haben oft unbewusst Angst vor Leere und überspielen sie mit Geschäftigkeit. Dabei begegnet uns Gott nur dann, wenn wir leer und nicht getrieben sind von Aktionismus und Flucht. Leere in uns ist nichts Schlechtes. Sie ist der Boden für die Gottesbegegnung, wie folgende Geschichte zeigt:

Seit Tagen steht sie auf meinem Tisch- eine flache Schale aus Silber. Wunderschön. Was könnte man da alles reintun? Ich kann mich einfach nicht entscheiden. Also frage ich einen Bekannten. „Was würde dir besser gefallen - Duftzweige oder Trockenblumen? - Schweigen - „Nu sag schon. Da muss doch was rein." «Warum denn?» „Na das sieht noch nach nix aus. Nur so eine leere Schale. Das geht doch nicht. Das macht mich ganz nervös." „Aha. Nervös. Interessant." Der Mann macht mich wahnsinnig, denke ich und wechsle das Thema. „Moment mal, unterbricht er mich. Lauf doch nicht gleich davon. Wie war das? Leere macht dich nervös? Würde ich mal drüber nachdenken." - „Wieso?"- „Naja, könnte ja sein, dass dir das nicht nur bei der Schale so geht." Jetzt verstehe ich gar nichts mehr. „Schlag mal deinen Terminkalender auf. Ist da Leere? Nein. Weil Leere dich nervös macht. „Schau mal, meint er. Könnte es nicht sein, dass du dein Leben auch immer so vollstopfst wie deine Silberschale? Wie soll Gott dir da was schenken, wenn deine Schale bis zum Rand oben voll ist? Ein liebes Wort, ein himmlischer Fingerzeig? Mach halt mal deine Schale leer. Werde in Gottes Namen ein bisschen nervös. Erst mal. Und dann schau dich um, rieche, atme. Sei einfach da. Und lass dich beschenken.